8.3 Leitsymptome
bei Darmkrankheiten |
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8.3.1
Diarrhoe |
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Definition: Als Diarrhoe
(Durchfälle) bezeichnet man gehäufte, breiig-flüssige Stuhlentleerungen |
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Sie können auf folgenden
Ursachen beruhen:
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verminderte Resorption des
Darminhaltes, |
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vermehrte Sekretion im Dünn-
und Dickdarm oder |
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gestörte intestinale
Motilität. |
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Ursachen |
Ursachen akuter und chronischer
Durchfälle s. Tab. 37.
Enthalten die Durchfälle
Blut, Schleim und Eiter, so spricht man von einer Dysenterie, deren Hauptursachen
Shigellen und Amöben sind. Die sog. Touristendiarrhoe - je nach Besuchsland
"Tourista", "Rache Montezumas", "Delhi-Bauch" etc. genannt - wird am häufigsten
durch Salmonellen, Shigellen oder spezielle Kolibakterien infolge von Nahrungsmittel-
und Trinkwasserverunreinigungen hervorgerufen. |
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Tab. 37: Ursachen
akuter und chronischer Durchfälle |
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Tab. 37 |
Ursachen
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1. Akuter Durchfall
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Bakterien |
Salmonellen (Typhus,
Paratyphus)
Shigellen (Bakterienruhr)
Staphylokokken
Clostridium botulinum
(Botulismus)
Escherichia coli
Yersinia enterocolitica
Campylobacter jejuni |
•
Viren |
Enteroviren (ECHO-Viren,
Coxsackie-Viren, Rota-Viren) |
•
Parasiten |
Amöben (Amöbenruhr)
Choleravibrionen (Cholera)
Lamblien, Würmer,
Pilze |
•
Medikamente |
Antibiotika
Abführmittel,
Digitalis, Zytostatika, Mannit, Sorbit |
•
Toxine |
Pilze, Staphylokokken-Endotoxin |
Ursachen
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2. Chronischer Durchfall
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• Funktionelle
Störungen |
Reizkolon, Colica
mucosa |
• Organische
Erkrankungen:
- Entzündungen
- Tumore |
Kolitis, Ileitis,
Divertikulitis, Tuberkulose,
Karzinome, Polypen |
•
Maldigestion |
fehlerhafte Verdauung
(Salzsäuremangel),
Pankreaserkrankungen,
Zustände nach Magen-Darm-Operation |
•
Malabsorption |
Störung der Nahrungsaufnahme
aus dem Darm |
•
Chronische Infekte |
Tuberkulose, Amöben |
•
Nahrungsmittel |
Nahrungsmittelallergie,
Milchunverträglichkeit |
•
Endokrine Erkrankungen |
Hyperthyreose, Karzinoid-Syndrom,
Vipome |
•
Chronischer Alkoholabusus |
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8.3.2 Obstipation |
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Definition: Die verzögerte
Entleerung eines meist harten Stuhls wird Obstipation (Verstopfung) genannt. |
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Die Krankheit kann als jahrelang
bestehendes selbstständiges Leiden, sog. habituelle Obstipation, vorkommen
oder Folge anderer Erkrankungen bzw. Zustände wie Fieber, längere
Bettruhe, Ortswechsel, Tumoren des Dickdarms etc. sein. |
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Ursachen |
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nach oben |
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8.3.3 Meteorismus |
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Definition: Einen
vermehrten Gasgehalt im Magen-Darm-Trakt nennt man Meteorismus. |
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Er kann folgende Ursachen
haben:
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Luftschlucken (Aerophagie), |
• |
Behinderung der Darmpassage
(Subileus, Ileus), |
• |
Leberzirrhose (Meteorismus
im Vorstadium der Aszitesbildung), |
• |
blähende Speisen (Kohl,
Bohnen, Linsen, Zwiebeln), |
• |
bakteriell bedingte Gärungs-
und Fäulnisprozesse, |
• |
Tonus- und Motilitätsstörungen
des Darmes. |
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Ursachen |
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8.3.4 Darmblutung |
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Frisches, rotes Blut stammt
meist aus dem Sigma, Rektum oder After und kann ein Hinweis auf einen Tumor,
Entzündung, Fissuren oder Hämorrhoiden sein. Melaena (Teerstühle)
setzen eine Blutung von mindestens 100 ml aus Ösophagus, Magen, Duodenum
oder Ileum voraus. |
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Ursachen |
Hauptursachen einer Melaena
in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit sind:
• |
peptische Ulzera und Erosionen,
d.h. flache Defekte der Magenschleimhaut (60-70 %), |
• |
Ösophagusvarizen (10
%), |
• |
Mallory-Weiß-Syndrom, |
• |
Ösophagus- oder Magenkarzinom, |
• |
Hiatushernie, |
• |
Polypen, |
• |
Mesenterialinfarkte, |
• |
Antikoagulanzienbehandlung. |
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8.3.5 Ileus |
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Definition: Als Ileus
(Darmverschluss) bezeichnet man eine lebensbedrohliche Unterbrechung der
Darmpassage. |
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Die Unterbrechung kann durch
ein mechanisches Hindernis (mechanischer Ileus) oder durch eine Darmlähmung
(paralytischer Ileus), welche ebenfalls den Weitertransport des Darminhaltes
verhindert, zustande kommen. |
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Ileusformen |
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8.3.5.1
Mechanischer Ileus |
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Der mechanische Ileus kann
durch eine Strangulation (Abschnürung) des Darmes von außen
(Strangulations-Ileus) oder durch eine Verlegung des Darmlumens
(Okklusions-Ileus) zustande kommen. |
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Ursachen |
Zur Strangulation führen
Einklemmungen von Eingeweidebrüchen, Briden (Verwachsungssträngen)
oder eine Achsendrehung des Darmes, die Volvulus genannt wird und meist
das Sigma oder Zökum betrifft. |
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Strangulationsileus |
Die Okklusion entsteht vor
allem durch maligne Tumoren, seltener durch narbige Veränderungen,
Fremdkörper oder eine Invagination, d.h. die Einstülpung eines
Darmabschnittes in einen benachbarten. Die Invagination, vor allem die
des Ileums in das Zökum, ist eine häufige Ursache des kindlichen
Ileus. Beim Erwachsenen entsteht der mechanische Ileus vorwiegend durch
Brucheinklemmung - z.B. von Leisten-, Schenkel- und Nabelbrüchen -
und Dickdarmkarzinome. |
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Okklusionsileus |
Leitsymptome des
mechanischen Ileus sind heftige, wehenartige Bauchschmerzen, Erbrechen,
z.T. Koterbrechen, Stuhl- und Windverhaltung und Meteorismus. Hinzu kommen
Schocksymptome durch Verlust von großen Mengen elektrolythaltiger
Flüssigkeit. Gasblähung und Stockung des Darminhalts führen
zu einer Schädigung der Darmwand, die ihrerseits eine Hemmung der
Peristaltik zur Folge hat. |
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Klinisches Bild |
Die Diagnose kann aufgrund
der Stuhl- und Windverhaltung meist schon aus der Anamnese und aufgrund
der Schmerzen und des Erbrechens anhand des klinischen Bildes gestellt
werden. Die im Stehen angefertigte Röntgenaufnahme zeigt zahlreiche
Flüssigkeitsspiegel im Darm mit darüberliegenden Gaskuppeln. |
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Diagnose |
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Merke: Die möglichst
frühzeitige Diagnose des mechanischen Ileus ist unerlässlich,
da sich mit jeder Stunde die Prognose verschlechtert. |
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8.3.5.2
Paralytischer Ileus |
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Hauptursache des paralytischen
Ileus ist die diffuse Peritonitis durch Eitererreger (z.B. perforierte
Appendizitis), Durchbruch eines peptischen Ulkus, Gallenblasenperforation
oder eine akute Pankreatitis. Auch die Thrombose oder Embolie der Darmgefäße
(Mesenterialthrombose/Embolie) führen zum Absterben der betroffenen
Darmabschnitte, zum sog. Mesenterialinfarkt, und so zur Darmlähmung.
Der Gewebsuntergang ist an der blauschwarzen Verfärbung erkennbar. |
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Ursachen |
Andere Ursachen des paralytischen
Ileus sind stumpfe Bauchverletzungen, Blutungen im Bauchraum, Nierenversagen,
Kaliumverluste und das Coma diabeticum (s. Abb. 75). |
Bauchschmerzen, Abwehrspannung
der stark berührungsempfindlichen Bauchdecken, verfallenes Aussehen
mit tiefliegenden Augen, spitze, kalte Nase, Blässe und Erbrechen
- vorwiegend als "Überlaufen" von Magen-Darm-Inhalt -, zunehmender
Meteorismus sowie Stuhl- und Windverhaltung sind die Leitsymptome. |
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Klinik |
Für die Unterscheidung
zwischen mechanischem und paralytischem Ileus sind die Darmgeräusche
ausschlaggebend:
• |
Beim mechanischen Ileus
finden sich infolge der gesteigerten Peristaltik zur Überwindung der
Stenose verstärkte, oft schon ohne Stethoskop hörbare Darmgeräusche. |
• |
Beim paralytischen Ileus
fehlen aufgrund der Darmlähmung die Darmgeräusche u.U. völlig.
Man spricht bezeichnenderweise von einer "Totenstille" im Bauchraum. |
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Diagnose und
Differenzialdiagnose |
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Abb.
75: Mechanischer und paralytischer Ileus - Ursachen und Symptome |
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Abb. 75 |
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Die Flüssigkeits- und
Elektrolytzufuhr erfolgt durch Infusionen. In erster Linie muss
der geschädigte Darm entlastet werden (Dekompression), was
am Besten durch Absaugen des Darminhalts erfolgt. Der mechanische Ileus
stellt eine absolute Operationsindikation dar. Die Operation besteht
in der Beseitigung der Brucheinklemmung, Durchtrennung von Verwachsungssträngen,
Tumorentfernung etc. |
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Therapie |
Beruht der paralytische
Ileus auf einer Perforation oder Peritonitis, muss ebenfalls sofort operiert
werden. Bei leichteren Verläufen kommen Bepanthen®,
Paspertin® und Prostigmin® als i.v.-Infusion
zur Peristaltikanregung in Betracht. |
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Übersicht 38:
Pflegerische Schwerpunkte bei Patienten mit Ileus |
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Übersicht
38 |
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Bis zur definitiven Abklärung
dem Patienten keine Analgetika oder Spasmolytika und keine Einläufe
oder Abführmittel verabreichen! |
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Bauchdeckenentlastende Lagerung
(Knierolle). |
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Kontrolle der Ausscheidung
und ggf. des Erbrochenen. |
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Nahrungskarenz, ev. Magensonde
legen. |
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Engmaschige Vitalzeichenkontrolle
- auf Schocksymptome achten! |
• |
Bei mechanischem Ileus muss
eine sofortige OP-Vorbereitung des Patienten erfolgen. |
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