Start  <  Monografien  <  Innere Medizin (18) - Kap. 8  <   Darmerkrankungen - 8.1 bis 8.2.6 -
Linus Geisler: INNERE MEDIZIN (18) © 1969/2002 W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart Berlin Köln 
8. Darmerkrankungen
8.1 Aufgaben des Dick- und Dünndarms
8.2 Diagnostik 
8.2.1 Stuhluntersuchung
8.2.2 Blutuntersuchung
8.2.3 Röntgenuntersuchungen
8.2.4 Endoskopie
8.2.5 Biopsien
8.2.6 Funktionstests
 
8. Darmerkrankungen
8.1 Aufgaben des Dick- und Dünndarms
Der Dünndarm schließt sich an den Magenausgang an und wird anatomisch in drei Abschnitte unterteilt: das Duodenum, das Jejunum und das Ileum. Im Dünndarm wird der aus dem Magen entleerte Speisebrei vermischt und weitertransportiert. Die Nährstoffe werden durch die spezifischen Verdauungssäfte in resorbierbare Moleküle aufgespalten.

Der Dickdarm ist rund 1,5 m lang und transportiert seinen Inhalt wesentlich langsamer. Hier erfolgt nahezu keine Nährstoffresorption. Die Hauptaufgaben des Dickdarms bestehen in der Eindickung des Stuhls durch Flüssigkeitsresorption, Schleimproduktion zur Verbesserung der Gleitfähigkeit des Kots sowie der bakteriellen Zersetzung von bisher unverdauten Nahrungsbestandteilen.

Anatomie und Physiologie
8.2 Diagnostik
8.2.1 Stuhluntersuchung
Der Stuhl wird untersucht auf:
•  Blut (Haemoccultprobe s. S. 286);
Mikroorganismen, z.B. Bakterien, Amöben, Viren;
Parasiteneier;
Schleim- und Eiterbeimengungen;
Stuhlfettbestimmung: Der Stuhlfettgehalt beträgt normalerweise 2-6 g/24 Stunden. Eine Steatorrhoe (pathologisch erhöhte Stuhlfettausscheidung) spricht für eine Malabsorption oder Maldigestion (s. S. 306 Link).
Stuhlgewicht: Das Stuhlgewicht ist bei chronischer Pankreatitis häufig erhöht.
D-Xylose-Test: Es wird die Ausscheidung von oral verabreichter Xylose im Harn gemessen. Eine verminderte Ausscheidung spricht bei intakter Nierenfunktion für eine eingeschränkte Dünndarmabsorption.
Diagnostische Verfahren
8.2.2 Blutuntersuchung
Eine Erhöhung des CEA über 10-20 ng/ml spricht für ein (metastasierendes) Dickdarm- oder Pankreaskarzinom. Bei ausgedehnten karzinomatösen Prozessen kann das CEA auf mehrere 100 ng/ml erhöht sein. Die CEA-Bestimmung ist jedoch kein Such-, sondern ein Verlaufstest.
8.2.3 Röntgenuntersuchungen
Der Dünndarm wird durch perorale Kontrastmittel, das Kolon durch einen Kontrastmitteleinlauf dargestellt.
8.2.4 Endoskopie
Nach gründlicher Darmreinigung können mit einem Rektoskop das Rektum sowie Teile des Sigmas bis etwa 25-30 cm Tiefe eingesehen werden. Bei Verdacht auf ein Rektumkarzinom ist die Rektoskopie die wichtigste und aussagekräftigste Untersuchung.

Mit flexiblen, durch den Mastdarm eingeführten optischen Instrumenten ist eine Beurteilung höherer Dickdarmabschnitte wie des Sigmas (Sigmoidoskopie) oder des Kolons (Koloskopie) möglich. Mit dem Proktoskop werden Anus und anusnahe Abschnitte inspiziert und Hämorrhoiden, Analfissuren etc. diagnostiziert. Mit modernen Endoskopen kann man die oberen 50-100 cm des Jejunums spiegeln, allerdings mit begrenzter Inspektionsmöglichkeit.

Die Koloskopie erfordert eine gründliche Darmreinigung mit Salzlösungen, die erst ausreichend ist, wenn aus dem Darm nur noch klare Flüssigkeit entleert wird.

8.2.5 Biopsien
Material zur histologischen Untersuchung kann gezielt aus dem gesamten Dickdarm und dem angrenzenden Ileum entnommen werden.
8.2.6 Funktionstests
•  d-Xylose-Test (s. S. 306 Link);
Schilling-Test (s. S. 178) zur Funktionsprüfung des terminalen Ileum;
Lactose-Belastungstest zur Aufdeckung eines Lactasemangels. Beim Gesunden wird das Disaccharid Lactose ohne Bauchbeschwerden und in Form seiner Bestandteile Glukose und Galaktose im Darm aufgenommen. Ein Testtrunk mit Laktose führt zu einem Blutzuckeranstieg. Entsprechend umgekehrt verhält sich die Situation bei Laktasemangel.
Wasserstoff-Atemtest (H2-Exhalationstest): H2, ein stabiles Wasserstoffisotop, fällt im Darm an, gelangt ins Blut und in die Atemluft, wenn eine orale Testdosis von Laktose wegen eines Laktasemangels nicht resorbiert, sondern im Darm bakteriell zersetzt wird. Der Test wird auch bei bakterieller Fehlbesiedlung im Dünndarm oder bei Motilitätsprüfungen des Darmtrakts eingesetzt.
nach oben hoch
nächste Seite vor
Linus Geisler: INNERE MEDIZIN. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart Berlin Köln, 2002
© 1969/2002 W. Kohlhammer Verlag
Autorisierte Online-Veröffentlichung: Homepage Linus Geisler - www.linus-geisler.de
Start  <  Monografien  <  Innere Medizin (18) - Kap. 8  <   Darmerkrankungen - 8.1 bis 8.2.6 -