8.5 Klinik
der Dickdarmerkrankungen |
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8.5.1
Colitis ulcerosa |
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Definition: Bei der
Colitis ulcerosa handelt es sich um eine chronische, meist im Rektum beginnende
Entzündung des Dickdarms, die zu geschwürigen Schleimhautdefekten
führt. |
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Die Colitis ulcerosa ist
eine wichtige, relativ häufige Dickdarmerkrankung, die vorwiegend
jüngere Menschen befällt. Frauen sind häufiger betroffen. |
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Vorkommen und
Häufigkeit |
Als ätiologische Faktoren
werden Nahrungsmittelallergien, Autoimmunprozesse und psychische Einflüsse
diskutiert. Letztere sind zweifelsohne bedeutungsvoll, wie das Auftreten
neuer Schübe bei seelisch belastenden Situationen zeigt. |
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Ätiologie |
Am häufigsten werden
das Rektum und das absteigende Kolon betroffen, nicht selten ist der gesamte
Dickdarm erkrankt. Im fortgeschrittenen Stadium bestehen ausgedehnte Geschwürsflächen
mit Zerstörung der Schleimhaut. Schließlich kommt es zur Schrumpfung
des Dickdarms, der sich allmählich in ein starres Rohr verwandelt. |
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Pathologische
Anatomie |
Das Leitsymptom sind
schleimig-blutige
Durchfälle, die in den meisten Fällen allmählich einsetzen.
Eitrige Stuhlabgänge, Fieber und Leukozytose können hinzukommen.
Die Stuhlentleerungen gehen manchmal mit schweren Darmkrämpfen und
quälenden rektalen Tenesmen einher.
Begleitsymptome wie Polyarthritis,
Iritis und Hauterscheinungen zeigen, dass es sich um eine Systemerkrankung
handelt. Sie verläuft meist schubweise. |
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Klinisches
Bild |
Gefürchtet ist die
relativ seltene akute Verlaufsform, die sog. toxische Colitis, mit heftigen
eitrig-blutigen Stühlen, septischen Temperaturen, schwer gestörtem
Gesamtzustand und Anämie. Dabei ist das Kolon massiv erweitert und
gasgefüllt (sog. toxisches Megakolon). Es kommt zur lokalisierten
Peritonitis und zum Ileus mit drohender Perforation. Der Zustand kann innerhalb
weniger Tage zum Tode führen. |
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Toxische Colitis
und toxisches Megakolon |
Das Auftreten von Abszessen
im Analbereich, Fistelbildungen, Perforation, schwerer Anämie und
paralytischem Ileus zeigen, dass es sich um eine gefährliche Erkrankung
handelt. Mit zunehmender Erkrankungsdauer steigt die Gefahr der Entstehung
eines Kolonkarzinoms. Die Colitis ulcerosa ist somit eine echte Präkanzerose
- engmaschige Verlaufskontrollen sind daher erforderlich. |
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Komplikationen |
Die Diagnose ist aus dem
klinischen Bild, den endoskopisch-bioptischen Befunden und den röntgenologisch
nachweisbaren Kolonveränderungen zu stellen. Die Abgrenzung zur Ileitis
terminalis kann schwierig sein. |
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Diagnose |
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Abb. 78: Colitis
ulcerosa |
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Abb. 78 |
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Die Prognose ist ungünstig,
da eine Ausheilung auf Dauer nur bei 20 % der Patienten gelingt. Sie ist
jedoch günstiger als beim Morbus Crohn. Bei den meisten Patienten
bestehen über Jahre mehr oder minder ausgeprägte Symptome. |
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Verlauf
und Prognose |
Die Behandlung besteht aus
folgenden Maßnahmen:
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Diät
Schlackenarme, kalorienreiche,
leicht verdauliche Kost - evtl. sog. Astronautenkost. |
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Medikamente
Am wirksamsten sind Salazosulfapyridin
(z.B. Azulfidine®), 5-ASA-Präparate (z.B. Salofalk®,
Claversal®) und Kortikoide. |
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Operative Maßnahmen
Eine operative Intervention
ist angezeigt bei unstillbaren Blutungen und Perforationen. In medikamentös
nicht beherrschbaren Fällen muss fast das ganze Kolon entfernt und
eine Ileostomie angelegt werden. Sie besteht im Einnähen des Ileumstumpfes
in die Bauchwand. Die Entleerung der Stühle erfolgt in einen luft-und
wasserdicht anliegenden Ileostomiebeutel.
Durch moderne Operationsverfahren
kann die Anlage eines Ileostomas jedoch vermieden werden. Hierbei wird
eine Verbindung des terminalen Ileum mit dem Enddarm bei Entfernung des
gesamten Dickdarms hergestellt, einschließlich der Beseitigung der
Rektumschleimhaut. Dann wird ein Reservoir aus Dünndarm, ein sog.
pouches, gebildet. Die Krankheit kann durch dieses operative Verfahren
vollständig geheilt werden. |
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Psychotherapie
Da bei der Krankheitsentstehung
psychische Faktoren beteiligt sein können, kann bei bestimmten Patienten
begleitend eine Psychotherapie wertvoll sein. |
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Therapie |
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Übersicht 39:
Pflegerische Schwerpunkte bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
(M. Crohn/Colitis ulcerosa) |
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Übersicht
39 |
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Im akuten Schub bzw. bei
schwerem Verlauf sollte der Patient weitestgehend Bettruhe einhalten. Die
damit verbundenen Prophylaxen (Dekubitus, Pneumonie, Thrombose) sind sorgfältigst
durchzuführen. Besonders wichtig ist die Dekubitusprophylaxe, da die
Patienten oft kachektisch sind. |
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Unterstützung bei der
Körperpflege; für die Intimtoilette Einmalmaterial und spezielle
Pflegemittel verwenden (Hautschutz). |
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Die Nahrungskarenz bzw.
verordnete Diät beachten. |
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Vitalzeichenkontrolle: bei
hohen Temperaturen mit gleichzeitigem Erbrechen und Schocksymptomatik sofort
den Arzt informieren, da Verdacht auf ein toxisches Megakolon besteht. |
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Psychische Betreuung - auf
Wunsch des Patienten kann die Vermittlung von Selbsthilfegruppenkontakten
sinnvoll sein. |
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8.5.2 Irritables
Kolon |
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Definition: Als irritables
oder Reizkolon (spastisches Kolon) bezeichnet man eine häufige, funktionell
bedingte Kolonerkrankung, bei der es zu Spasmen des Dickdarms kommt. |
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Die Symptome bestehen in
krampfartigen Leibschmerzen wechselnder Lokalisation, Druck oder Stechen
im Kolonverlauf, sog. Rahmenschmerz, und Wechsel zwischen Obstipation und
Diarrhoe. Das Krankheitsbild wird, wenn gleichzeitig glasiger Schleim abgeht,
auch Colica mucosa genannt. Die Diagnose darf nur bei Ausschluss einer
organischen Ursache für die Beschwerden gestellt werden. |
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Klinisches Bild |
Durch lokale Wärmeanwendung,
Schonkost und krampflösende Präparate kann eine Linderung erzielt
werden. Für die Langzeitbehandlung sind ballaststoffreiche Kost, Gaben
von Weizenkleie und Stuhlgangregulierungen wichtig. |
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Therapie |
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8.5.3 Kolondivertikel |
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Definition: Divertikel
sind umschriebene Wandausstülpungen eines Hohlorgans. Kolondivertikel
sind "falsche Divertikel", da lediglich Ausstülpungen der Darmschleimhaut
durch die Muskelschicht hindurch vorliegen. Kolondivertikel sind die häufigsten
Divertikel des Verdauungstraktes. |
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Jenseits des 40. Lebensjahres
nimmt die Häufigkeit der Kolondivertikel kontinuierlich zu. Kolondivertikel
finden sich bei 40 % aller über Sechzigjährigen. |
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Häufigkeit
und Vorkommen |
Die meist bohnengroßen
Divertikel, aus denen sich Darminhalt gegen das Darmlumen auspressen lässt,
finden sich im gesamten Dickdarm. Sie sind vorwiegend im Sigma und Colon
descendens lokalisiert. |
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Pathologische
Anatomie |
Zu Beschwerden kommt es
meist erst, wenn Komplikationen auftreten. Die Entzündung der Divertikel,
die Divertikulitis, führt zu Unterbauchschmerzen mit tastbarer
Resistenz im linken Unterbauch, Obstipation, Fieber und Leukozytose zur
sog. Linksappendizitis. Abszedierung und Einbruch der Eiterherde in Nachbarorgane
wie z.B. in die Harnblase (kothaltiger Urin) oder in die Blutbahn mit Sepsis
sind möglich. Die chronische Divertikulitis birgt die Gefahr der narbigen
Darmstenose. |
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Klinisches Bild
und Komplikationen |
Die Diagnoseerstellung erfolgt
durch einen Kolonkontrasteinlauf oder eine Rekto-Sigmoidoskopie. |
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Diagnose |
Die akute Divertikulitis
wird mit Wärme, leichter Kost, milden Abführmitteln und Antibiotika
behandelt. Perforation, Abszedierung, Fistelbildung und stärkere Stenosierungen
machen eine Operation erforderlich. |
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Therapie |
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8.5.4 Gutartige
Dickdarmtumoren |
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Am wichtigsten sind die
sog. Polypen, d.h. Gewebsneubildungen, die von der Schleimhaut ausgehen
und im Darmlumen vortreten. Histologisch handelt es sich um tubuläre,
villöse oder tubulovillöse Adenome. Mit einer malignen Entartung
ist bei tubulovillösen Adenomen, die größer als 1 cm sind,
zu rechnen. In diesem Fall ist deswegen eine endoskopische Abtragung erforderlich. |
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Polypen |
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Abb. 79: Adenom im
Kolon |
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Abb. 79 |
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Von einer Polyposis spricht
man, wenn mehr als 100 Polypen vorliegen. Die familiäre generalisierte
Polyposis ist ein sehr seltenes Erbleiden. Im Jugendalter sind bereits
das gesamte Rektum und Kolon mit zahllosen Polypen übersät. Fast
regelmäßig kommt es zur karzinomatösen Entartung, sodass
möglichst frühzeitig das gesamte Kolon und Rektum entfernt und
eine Ileostomie (s. S. 312
) angelegt werden muss. |
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Polyposis |
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