Glossar
Abwehrmechanismen: Verarbeitungsprozesse,
die häufig unbewusst ablaufen, realitätsverzerrend sind und das
Ziel
haben, Bedrohung und Angst zumindest vorübergehend zu bewältigen
(z. B. durch Verdrängung, Regression, Identifikation, Projektion,
Kompensation, Rationalisierung oder Reaktionsbildung).
aktives Zuhören: aufnahmebereite
Zuwendung.
Angst: ein Gefühl, durch etwas
nicht konkret Identifizierbares bedroht zu sein. Es ist eine objektlose,
intensive Furcht, ein Sich-ausgeliefert-Fühlen, das keine gezielten
Gegenmaßnahmen zulässt (DAHMER und DAHMER).
Appell: ein Aufruf, Anruf oder Mahnruf,
etwas zu tun oder zu unterlassen (R. LAY); der Appell kann offen oder versteckt
sein.
attending behaviour: aufnahmebereite
Zuwendung; die Fähigkeit, jemandem die ungeteilte Aufmerksamkeit zuzuwenden
bzw. ihm volle Beachtung zu schenken (s.a. aktives Zuhören).
Ausdruck: die körperliche Widerspiegelung
von Gefühlen. Sichtbarwerden psychischer Zustände oder Vorgänge
in körperlichen Erscheinungen, Verhaltensweisen, Handlungen und Handlungsresultaten
(R. LAY). Formal lassen sich körperlicher, emotionaler und stimmlicher
Ausdruck unterscheiden.
Bagatellisierung: ein unangemessenes
Herunterspielen von Problemen.
Blockierung: eine emotional bedingte
Gesprächspause.
Code: eine für eine bestimmte
Gruppe von Menschen determinierte Weise, Vorstellungen sprachlich auszudrücken
(R. LAY). Es können unterschieden werden: ein entwickeltes Sprechmuster
(elaborated code = EC) und ein beschränktes Sprechmuster (restricted
code = RC).
Compliance: die Bereitschaft, eine
medizinische Empfehlung auszuführen.
Coping: Auseinandersetzungsprozess,
der zur Bewältigung eines Problems führt.
Distanzverlust: der Verlust der
notwendigen Kontrolle der eigenen Reaktion auf Äußerungen des
Gesprächspartners (DAHMER und DAHMER).
Einfühlung: das Gefühl
des anderen selbst zu erleben und es ihm mitzuteilen, d.h. mit den Augen
des anderen sehen, mit den Ohren des anderen hören, mit dem Herzen
des anderen fühlen (DAHMER und DAHMER).
Empathie: das Erleben eines anderen
so vollständig und genau nachvollziehen, als ob es das eigene wäre,
ohne jemals diesen "Als-ob-Status" zu verlassen (BIERMANN/RATJEN).
Fragen: der verbalisierte Wunsch
nach einer bestimmten Information; es lassen sich geschlossene (Entscheidungsfragen,
strukturierte Fragen) und offene (nichtstrukturierte) Fragen unterscheiden.
Furcht: das Gefühl einer bestimmten,
identifizierbaren Bedrohung, nicht (oder nicht ohne Aufwand) ausweichen
zu können.
Gesprächspause: eine kurzfristige
Gesprächsunterbrechung. Die freiwillig eingelegte Gesprächspause
ist eine Entscheidungs- oder kommunikative Pause, die unfreiwillige Gesprächspause
kommt durch Blockierungen oder Unterbrechungen zustande.
Identifikation: ein Abwehrmechanismus,
mit dem man fremde, aber erwünschte Persönlichkeitsmerkmale oder
Sachmerkmale sich selbst zuschreibt, um die Angst vor der eigenen Schwäche
zu dämpfen (DAHMER und DAHMER).
Information: Beseitigung von Unwissen.
Interaktion: Gegenseitigkeit des
Austauschs von Informationen, das Hin- und Herfließen von Gedanken
und Gefühlen, Einstellungen und Meinungen zwischen Menschen (DAHMER
und DAHMER).
Interpretationsfragen: Fragen, die
Schlussfolgerungen enthalten, die aus den Aussagen des Gesprächspartners
oder seinem Verhalten gezogen werden können.
Katalogfragen: Fragen, die eine
Auswahl an Antworten anbieten.
Kommunikation: im weitesten Sinne
ein Vorgang, bei dem Sender und Empfänger Nachrichten austauschen
mit dem Ziel, sich zu verständigen. Kommunikation im engeren Sinne
bedeutet den Austausch von Signalen zwischen Lebewesen, die der Bedeutungsvermittlung
und Verständigung dienen. Zwischen Menschen bedeutet Kommunikation
das Bemühen, soziale Kontakte aufzubauen, zu vertiefen oder zu erhalten
(R. LAY).
Kompensation: ein Abwehrmechanismus,
bei dem Ersatzziele angestrebt werden, um die Angst vor der Frustration
zu vermeiden, dass die eigenen Ziele nicht erreicht werden können
oder dürfen, weil sie nicht anerkannt werden (DAHMER und DAHMER).
Konflikt: Unvereinbarkeit von Motiven,
Handlungstendenzen und Verhaltensweisen; Konflikte können intra- oder
interpersonell entstehen.
Mitleid: mit anderen leiden, indem
wir uns in die seelische oder körperliche Lage des anderen versetzen;
nicht zu verwechseln mit Empathie, Einfühlung oder Sympathie.
Motivation: Menschen zu bestimmten
Handlungen oder Verhaltensweisen durch Überzeugung bewegen.
Nonverbale Kommunikation: Mitteilung
von Informationen mit Hilfe von Zeichen, Gesten, Haltungen, Ausdrucksbewegungen
und Berührungen (DAHMER und DAHMER).
Problem: Spannung (Diskrepanzerlebnis)
zwischen einem unerwünschten Ist-Zustand und einem erwünschten
Soll-Zustand (DAHMER und DAHMER). Probleme sind unerwünschte Zustände,
die man ändern will.
Projektion: ein Abwehrmechanismus,
mit dem unerwünschte eigene Gefühle anderen zugeschrieben werden,
um die eigene Angst vor diesen Gefühlen zu dämpfen (DAHMER und
DAHMER).
Reflexionsfragen: Fragen, die einen
Teil dessen, was der Gesprächspartner gesagt hat, wiederholen.
Regression: ein Abwehrmechanismus,
bei dem komplexere Befriedigungsformen von einem, mehreren und unter Umständen
allen Motiven einer Person durch primitivere Befriedigungsformen ersetzt
werden. Regression ist der Rekurs einer Person auf ein primitiveres (früheres)
Niveau der Motivationsentwicklung (W. TOMAN).
Resonanz: die Gesamtheit der Reaktionen
eines Gesprächsführenden auf die Inhalte der Äußerungen
seines Klienten (DAHMER und DAHMER).
Selbstdarstellung: ein aktiver Vorgang,
durch den im Sprechen über die gesprochene Information hinaus etwas
über den Sprecher selbst ausgesagt wird. Elemente der Selbstdarstellung
sind der sprachliche Ausdruck (Phonetik), die sprachliche Gestaltung (Stil,
Formulierung, Wortschatz) und der somatische Ausdruck (Mimik, Gestik).
Selbstwertgefühl: das Bewusstsein
der eigenen Geltung; sie beruht auf der Anerkennung, Zuneigung und Bewunderung
durch andere oder auf der Meinung, die man von seinem eigenen Wert hat
(DAHMER und DAHMER).
Sondierungsfrage: gezielte Frage,
um eine ganz spezifische Information zu gewinnen.
Spiegeln: Wichtige, das aktive Zuhören
ergänzende Gesprächstechnik. Der Gesprächsführende
spiegelt seinem Gesprächspartner das Verstandene mit eigenen Worten
wider (Paraphrasieren). Verbalisieren bedeutet, die emotionalen Erlebnisinhalte
des Klienten in Worte zu fassen.
Sprache: Ausdruck und Darstellung
von Gedanken, Gefühlen und Willensregungen durch sinnvolle Zeichen;
je nach dem Sprachträger lassen sich Zeichensprache, Gebärdensprache,
Lautsprache und Wortsprache unterscheiden.
Sympathie: die wertende Zustimmung
zu den Gefühlen, Ideen und dem Geschmack des anderen (DAHMER und DAHMER).
verbale Kommunikation: Kommunikation
in Form von Worten und Sätzen.
Verdrängung: der wichtigste
Abwehrmechanismus; dabei werden vom Ich nicht zu bewältigende Motive,
Affekte und Vorstellungen in einem überwiegend unbewussten Prozess
nicht ins Bewusstsein aufgenommen oder von ihm abgespalten (L. R. SCHMIDT).
Verständnis: die Fähigkeit,
mit Hilfe des Denkens zu Begriffen und Schlussfolgerungen (Urteilen) zu
kommen und rationale Einsicht in die Motive des Denkens und Handelns eines
Klienten zu gewinnen.
Verstehen, projektives: Der Hörende
projiziert seine Wünsche, Interessen, Bedürfnisse, Ängste
und Befürchtungen in das Gehörte hinein.
Verstehen, selektives: Der Hörende
hört nur das heraus, was in die eigene Vorstellungswelt passt.
Vorurteil: emotional besetzte erkenntnisähnliche
Inhalte (R. LAY).
Wort: einfachster sprachlicher Bedeutungsträger.
Linus
Geisler: Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch. 3. erw. Auflage,
Frankfurt a. Main, 1992
©
Pharma Verlag Frankfurt
Autorisierte
Online-Veröffentlichung: Homepage Linus Geisler - www.linus-geisler.de
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