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Linus Geisler: Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch   © Pharma Verlag Frankfurt 
Der Gesprächsabschluss
Der Gesprächsabschluss
Viele Gespräche im ärztlichen Alltag enden so, wie sie begonnen haben: so unstrukturiert und ohne Systematik. Das Gesprächsende wird sehr viel mehr von äußeren Faktoren (Gesprächssituation, Zeitdruck) bestimmt als durch seine logische und psychologische Dynamik. Der Gesprächsabschluss ist aber ein ebenso essentieller Gesprächsbestandteil wie die übrigen Gesprächsphasen. Im Wirtschaftsleben würde niemand ein Verkaufs- und Vertragsgespräch ohne klaren Gesprächsabschluss beenden. Für viele Gespräche, insbesondere für schwierige Gesprächssituationen, bildet der Abschluss die wirkliche "Krönung" des Gesprächs.

Formal lässt sich der Gesprächsabschluss in 3 Phasen unterteilen:

  1. die Schlussbesprechung,
  2. der konstruktive Plan,
  3. die Verabschiedung.
Die Schlussbesprechung hat mehrere Funktionen: Zunächst wird eine Bilanz gezogen. Sie soll für beide Gesprächspartner deutlich machen, was im Gespräch erreicht wurde. Nicht weniger wichtig ist es aber auch, herauszustellen, was nicht erreicht wurde, weil die Defizite die weiteren Gespräche und das notwendige Vorgehen bestimmen. Ähnlich wie am Gesprächsanfang eine innere und äußere Standortbestimmung des Gesprächspartners notwendig ist, sollte auch am Gesprächsende der Standort neu bestimmt werden. Die Bilanz am Gesprächsende besitzt eine wichtige Kontrollfunktion: Sie zeigt, ob das Gespräch in einer gemeinsamen Wirklichkeit der Gesprächspartner abgelaufen ist. Ein Ziel des Gesprächsresümees ist eine psychologische Abrundung des Gesprächs. 

Gespräche, die offen, d.h. ohne erkennbares Resultat und ohne weitere Zielsetzung enden, hinterlassen bei den Gesprächspartnern häufig ein Gefühl der Leere und Unbestimmtheit. Das Gespräch hingegen, bei dem sich eine Bilanz ziehen lässt, gibt den Gesprächspartnern das Gefühl, dass sie sich mit einem messbaren Erfolg um ein Problem bemüht haben, dass das Arbeitsbündnis zwischen ihnen funktioniert und dass es sich lohnt, zu sprechen. Das Erlebnis, ein konstruktives und positives Gespräch geführt zu haben, ist die beste Motivation für weitere Gespräche zwischen Arzt und Patient.

Die Gesprächsbilanz ist die Voraussetzung für den sog. konstruktiven Plan, der folgende Punkte umfasst.

  • Verordnungen, Ratschläge, Empfehlungen, Anregungen für den Patienten,
  • Hinweise und Hilfen, wie die Anordnungen realisiert werden können,
  • eventuell weitere Gesprächsterminierungen.
Natürlich lässt sich das Konzept des Gesprächs als geschlossenes Ganzes nicht in allen Situationen des medizinischen Alltags verwirklichen (Notfallsituationen, Gespräche mit nicht voll kontaktfähigen Patienten). Aber immer dann, wenn das Gespräch als das entscheidende Instrument zur Erfassung und Lösung von Problemen und Konflikten dient, ist das Höchstmaß an Effizienz gebunden an eine formale, strukturelle, inhaltliche und thematische Geschlossenheit des Gesprächs.
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Linus Geisler: Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch. 3. erw. Auflage, Frankfurt a. Main, 1992
© Pharma Verlag Frankfurt 

Autorisierte Online-Veröffentlichung: Homepage Linus Geisler - www.linus-geisler.de

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